Sehr wichtig ist bei der Stochastik, daß man sie in verschiedenen Zeitrahmen, möglichst in drei, anwendet. Sie eignet sich für die Zeitrahmenanalyse besser als die meisten anderen Oszillatoren. Allerdings ist zu beachten, daß sie ihre Stärken nur im kurzen bis mittleren Bereich zeigt, also bis etwa 16 Bars. Geht man wesentlich darüber hinaus, so ist sie lediglich ein Trendindikator. Die folgenden Ausführungen beziehen sich hauptsächlich auf die Slow Stochastic.
Die Fast Stochastic entspricht im wesentlichen dem Indikator, der unter Williams %R bekannt geworden ist und weiter unten besprochen wird.
Extremzonen
Das Erreichen und Verlassen der Extremzonen bietet bei der Stochastik kaum gute Signale. Lediglich, wie bei allen Oszillatoren, sind sie brauchbar in Seitwärtsbewegungen. Noch viel stärker als die anderen Oszillatoren neigt die Stochastik dazu, sehr lange im Extrembereich zu sein, wenn ein starker Trend vorliegt. Dies kann man versuchen mit dem Stochastic Pop auszunutzen. Ein Hinweis darauf, daß der Trend weitergehen wird, besteht im Fehlen von Scharnier und Warnung.
In der Regel wird dann der Kurs nur eine Konsolidierung machen oder eine kurze Korrektur und die Stochastik wird nur eine Delle machen, manchmal auch für sehr kurze Zeit den Extrembereich verlassen, um dann allerdings sehr schnell wieder hineinzugehen. Grundsätzlich sollte man alle Indikatoren, nicht nur nach den Extremzonen betrachten, sondern eine konkrete Zonenanalyse durchführen. Dies ist hier bei der Stochastik besonders wichtig, da von Markt zu Markt die Niveaus sehr stark schwanken. Es gibt eine Reihe von Märkten, wo der neutrale Bereich nur 20 umfasst im Bereich von 40 bis 60 als Beispiel.
Divergenzen
Die Stochastik bietet gute Divergenzsignale, besonders deshalb, weil Mehrfach-Divergenzen selten vorkommen. Sehr sicher sind die Signale, wenn der erste Teil der Divergenz im Extrembereich stattgefunden hat, während der zweite Teil diesen nicht mehr erreicht, also ein Failure Swing ist. Sehr wichtig sind auch die umgekehrten Divergenzen. Sie geben bei der Stochastik meist gute Signale, wobei allerdings häufig erst die folgende Trendbewegung die entgültige Wende bringt.
Crossover
Der Erfinder der Stochastik, George Lane, ging davon aus, daß die rechtsseitigen Crossovers der beiden Linien sicherer sind als das Schneiden auf der linken Seite. Diese Regel gilt aber für die heutigen Märkte meist nicht. Es schadet aber nicht, wenn man zusätzlich daran denkt. Jedoch sind allgemein die Crossover-Signale nicht gut genug, um sie sinnvoll für das Traden zu benutzen. Dagegen gibt eine Konvergenz ein sinnvolles Signal, es zeigt, daß die Preise noch einige Zeit in Trendrichtung weitergehen werden. Mit Konvergenz ist gemeint der Zustand, wenn beide Stochastik-Linien, also %K und %D, in die gleiche Richtung gehen.
Trendlinien und Formationen
Eine Besonderheit der Stochastik liegt darin, daß sich aus ihrer Form bestimmte Aussagen ableiten lassen.
Warnung
Unter Warnung versteht man ein plötzliches scharfes Absinken oder Ansteigen gegen den Trend in der Stochastik um mindestens 6%, möglichst in einem Extrembereich. Auch wenn die Kurse danach wieder in Trendrichtung gehen, ist eine baldige Wende wahrscheinlich. Das Einknicken geschieht ziemlich plötzlich, ist also eine scharfe V-Wende im Indikator, meist nicht mehr als 12%. Die Warnung hat einen relativ großen Vorlauf, meist zwei Perioden.
Scharnier
Die Stochastik-Linie flacht sich nach einer sehr steilen Bewegung ab, geht aber noch in Trendrichtung. Manchmal ist die Abflachung so, daß das Scharnier bzw. auch Haken genannt, sogar seitwärts geht, also waagerecht ist. Es handelt sich um eine ziemlich sichere Warnung des Trendwechsels, der wahrscheinlich in der nächsten Periode auftreten wird.
Knie und Schulter
Dies sind sehr typische Formationen, die Schulter im oberen Bereich, das Knie am Boden. Die Stochastik-Linie macht eine Art Doppeltop oder Doppelboden, wobei das zweite Tief höher ist als das erste und der zweite Top niedriger als der erste. In beiden Fällen kommen sie dabei nahe ihrer Trigger-Linie ohne diese zu schneiden. Es handelt sich um ein sehr typisches Wendesignal.
Die beiden Formationen stammen von George Lane und sind spezifisch von ihm für Stochastik gedacht, man findet sie in ähnlicher Form aber auch durchaus bei anderen Indikatoren. Das Knie ist bullish, die Schulter bearish.Dagegen findet man die klassischen Formationen eher selten in der Stochastik, auch die Trendlinien sind nicht gut. Allgemein ist es so, daß kurze scharfe Wenden in der Stochastik darauf hindeuten, daß der Trend schwächer wird. Große breite Wenden dagegen deuten eine nach wie vor vorhandene Stärke im Trend an.
Failure Swing
Diese Signale kommen bei der Stochastik relativ spät, sinnvoller ist es, schon davor die Divergenz zu traden. Die Failure Swings sind sehr gut, wenn sie gleichzeitig Teil einer Divergenz sind. Diese Signale sind sehr günstig, wenn sie gleichzeitig Bestandteil sind einer Divergenz. Besonders dann, wenn die erste Wende im Extrembereich stattfand, während die zweite diesen nicht mehr erreicht.